Ein Erfahrungsbericht, der vielleicht auch den Hersteller interessieren könnte (sollte!)
Anschaffung
Im Februar 2021 haben wir als Ersatz für einen gewandelten „Airstream Landyacht“ (Tandemachser, 8,4m, 2,8t zGG; Verarbeitungsqualität ungenügend!) den KABE bestellt und die Ausstattung zusammen mit dem Inhaber von Camping Kreiser in Kürten besprochen.
Eigentlich sollte es ein Imperial sein, jedoch hatte dieser nur einen Zweiflammenherd plus 2 Induktionskochfeldern, was kaufentscheidend war, da wir sehr oft einfach dort stehen, wo es erlaubt ist, aber ohne Stromanschluss - und: gern kochen!
Die Ausstattung sollte komplett mit Klimaanlage, Hubstützensystem, Tandemachsenmover, ALDE-Fußbodenheizung, Lederbezüge, doppelte Fotovoltaik mit 2 Akkus (150 Amh), elektrisch ausfahrbare große Markise, TV, SAT-Antenne mit automatischer Ausrichtung, Rückfahrkamera und anderen, kleineren Gimmicks erfolgen. So musste als Variante ein Royal herhalten (der über einen vierflammigen Gasherd/Backofen verfügt), beim Imperial aber nicht fakultativ war.
Jetzt haben wir den Royal ungefähr zum gleichen Preis (82.000.--) wie einen entsprechenden Imperial, jedoch ohne Autodrain und Variovent (für uns entbehrlich).
Unmittelbar nach Einweisung am 18.12.2021 beim freundlichen Händler zogen wir auf Erprobungstour los.
Im kalten Niedersachsen (nachts bis -8 Grad) dankend auf den Stromanschluss verzichtet, jedoch auf stark bewaldetem Platz gestanden. Nach genau 2 Nächten und 2 Tagen war der Akkustand auf 11,6V gesunken.
Wir haben abends jeweils 2 Stunden TV bzw. Festplattenfilme geschaut, die Heizung musste durchlaufen, ansonsten keine großen Verbraucher...
Lieber doch um ein wenig Strom gebeten, da wir nicht wussten, wann das System die Autarkie beendet und den Batteriestrom unterbricht.
Dieser ist aber unentbehrlich für die Steuerung von Kühlschrank und Heizung und Antrieb der Umwälzpumpe. Sonst läuft alles (Kühle, Wärme, Herd) auf Gas.
Nach 10 Tagen über Berlin zurück gekommen mit sehr vielen Fragen zur Funktion, die leider gar nicht in den zahlreichen, umfangreichen Anleitungen beantwortet werden (es war ein Leseurlaub!).
Besonderheiten und Mängel
Nach insgesamt 45 Tagen auf Tour im Winter, Frühjahr und spätem Frühjahr mit fast 30 Grad Celsius, davon 12 Tage autark ohne Stromanschluss, haben wir gelernt, JEDEN Verbraucher bei Autarkie abzustellen, da sonst der Batteriestrom bei bedecktem Wetter nicht lange reicht und sogar die, für die eine Abschaltung von KABE wohl überhaupt nicht vorgesehen ist, z. B. die
DVBT/DAB-Antenne zieht ständig Strom (ich habe irgendwo im Forum gelesen, so ca. 25 Watt!) und lässt sich NICHT ausschalten, es sei denn, man krabbelt in die Kühlschrankunterschränke und schaut sich die Verkabelung und Steuergeräte genau an.
Dann erkennt man relativ schnell, dass man den 12V-Stecker aus der Antennenstromversorgungsbuchse ziehen kann und Ende.
Natürlich muss man diesen wieder einstecken, da ohne diese Antenne das Radio nicht hinreichend funktioniert, außer bei ganz starken UKW-Sendern.
Der WLAN-Router, ob man ihn benutzt oder nicht (wir nicht) ebenso: Stecker raus!
Nicht ganz sparsam scheint auch das Steuer-System zu sein, das alle Steuergeräte in einem schön leuchtendem Farbdisplay verbinden (soll). Das kann man zwar ausschalten, dann geht aber weder Wasserpumpe (im Notfall entbehrlich, wir haben Reservewasserkanister mit Zapfhahn), noch Licht (das kleinste Problem), noch, und das ist das Schlechte daran, der Kühlschrank, auch wenn er auf Gas kühlt; die Heizung geht mit einem Umschalter, der direkt den Steuerstrom ohne das System aus den Batterien zieht – warum gibt es das nicht für den Kühlschrank?? Nach Ablauf der ges. Gewährleistung werden wir die Verkabelung entsprechend ändern!
Die Elektronik ist ein wenig zickig, sei es die oben beschriebene Systemgeschichte;manchmal muss man beim Umschalten des Kühlschranks von Gas auf 230V das System neu starten, weil sich die verschiedenen Steuersysteme nicht vertragen (ALDE mit DOMETIC-Steuerung, diese nicht mit dem DOMETIC-Kühlschrank, etc.). Nervig aber mit der Zeit ohne Panik handlebar.
Sehr eigenartig:
Die ALDE-Heizungssteuerung gibt Rätsel auf, die niemand so richtig lösen kann. Die Fußbodenheizung ist keineswegs aus, auch wenn die Heizung an sich ganz ausgeschaltet ist (also auch kein Warmwasser=ganz aus!).
Die Fußbodenheizungs-Umwälzpumpe arbeitet noch Stunden nach der Heizungs-Abschaltung hörbar weiter, wenn nicht ein Zeitrahmen im Untermenü vorher eingestellt wurde - warum?
Es wird umgewälzt, auch wenn nichts an Wärme umgewälzt werden kann; man hört den Einsatz der Umwälzpumpe in regelmäßigen Abständen ganz deutlich.
Die Fußbodenheizungs-Umwälzpumpe ist bei AUSGESCHALTETER Heizung erst aus, wenn man vor Abschalten der Heizung die Fußbodenheizung ausstellt. Das ist nicht logisch und wird auch im Mäusekino nicht angezeigt und in keiner Betriebsanleitung erklärt.
Sehr positiv:
Der KABE ist ein Lüftungs- und Dämmungswunder, der mit der Heizenergie sehr ökonomisch umgeht. Es ist noch nicht einmal notwendig, bei morgendlicher Kaffeewasser- Zubereitung eine Luke oder Fenster zu öffnen (wir haben die verschiedenen Zustände mit einem CO-Messgerät ermittelt: erst bei Einsatz des Backofens zeigt das Messgerät Werte unterhalb der Alarmschwelle an – weniger als 30 ppm). Auch der Morgenmuff lüftet sich ohne Durchzüge von selbst bzw. entsteht gar nicht erst (außer für Neurotiker, die immer Angst haben zu ersticken) und wir schlafen immer bei geschlossenen Fenstern!
Schwitzwasser ist außer an den unteren Scheiben bei zugezogenem Lichtschutz und sehr kalter Witterung nirgends zu entdecken.
Wir freuten uns schon auf die große Skandinavien-Tour...
Sehr negativ:
Im Detail hat sich KABE bisweilen allerdings sehr vergriffen bzw. hat gravierende Mängel in der Fertigung/Endkontrolle.
Bei der ersten Inbetriebnahme kam mir die nicht korrekt eingesetzte Türkassette für den Insektenschutz entgegen; dieser wird ab Werk im Regelfalle über Lochstanzungen an der metallenen Rückwand der Kassette auf gewöhnliche Schrauben eingehängt, so dass man erstmal gar nicht sieht, wie das gute Stück befestigt ist – außer den vier Schrauben im Türschwellenbereich.
Wie ich beim vollständigen Ausbau herausfand, war die Kassette AB WERK nicht korrekt befestigt, weil sie das auch montagebedingt nicht sein konnte: der Spalt zwischen Türscharnieren und senkrechtem Holzabschluss der Sitzgruppe war zu klein gewählt.
Nach telefonischer Rücksprache einigte ich mich mit dem Händler darauf, den Mangel selbst zu beheben, um nicht durch Arbeitsstau des Händlers wochenlang auf die Reparatur zu warten bzw. auf den Caravan dafür zu verzichten und wieder nach Kürten und zurück zu fahren (diese Kosten ersetzt nämlich keiner, zumindest nicht ohne Zivilgerichtsverfahren).
Ich habe das Metall der Kassette auf der nicht sichtbaren Rückseite entsprechend der Scharnierlängen ausgeflext (die Scharniere sollten nicht verändert werden, sonst sitzt die Tür schief); jetzt sitzt sie einwandfrei und funktioniert auch so. Siehe auch Bilder!
Noch mehr Konstruktionsmängel Tür:
Öffnet man die Eingangstür, hat aber z. B. das rechte Fenster noch geöffnet, dann knallt die Tür dagegen und man hat Glück das nix passiert. Ist das Fenster zu, aber man möchte an die 230V-Anschlussklappe, knallt die Tür auch dagegen, da sie diese auch überdeckt - wer denkt sich sowas aus? Warum wird die Tür nicht auf der anderen Seite angeschlagen? Da ist außer dem Kühlschrankluftgitter nichts vorhanden.
Noch Tür:
Ist die Tür aufgeklappt in der Quetschhalterung, so lässt sie sich nicht schließen, ohne nach außen oder auf das Trittbrett zu treten, da die Entfernung und Winkel zur zierlichen Innenklinke so ungünstig ist, dass selbst Arnold Schwarzenegger sie mit ausgestrecktem Arm nicht aus der Halterung ziehen könnte. Der Hersteller könnte eine durchgehende Haltestange über die ganze Breite der Tür einbauen, dann ginge es besser. Werden diese Dinge bei KABE nicht getestet?
Störend ist auch der defekte Geber der Ofenhinterlüftung (nicht die Backofenumluft): wie eine Luftschutzsirene heult das Gebläse auf und ab (2 sek. an, 0,5 sek. aus) und das andauernd, bis der Regler nach 15min. wohl meint, es ist jetzt kühl genug. Ich bin mir sicher, dass das so nicht konzipiert ist, sondern ein Defekt vorliegt, der wiederum mit zeitlichem und finanziellem Aufwand (u. a. Fahrtkosten, s. o.) verbunden ist, nur weil KABE in der Qualitäts-Endkontrolle schlampt.
Etwas billig bei ansonsten ansprechender Qualität der Fenster und Verdunklungs-/Insektenrollos ist die Kassette des großen Bugfensters; diese hakt sich nunmehr fortwährend aus der oberen Halterung aus, so dass sie immer weiter durchhängt – bald haben die Faltrollos ihren Zweck verfehlt, man kann dann drüber durchschauen.
Wenn man diese mit einigem Aufwand über die spillerigen zwei Zusatzhalterungen aus Kunststoff wieder einhängt, sind sie spätestens beim Öffnen/Schließen bzw. bei Fahrbewegung wieder ausgehakt. Völlig unnötig und so ärgerlich! Selbst bei Garantieaustausch o. ä. bleibt das Halteprinzip gleich schlecht.
Der Gipfel der Minderwertigkeit stellt jedoch die große gepriesene HEKI-Dachluke mit dem durchschwingendem Bügel dar. Das Fenster in seiner Primitivitätsmechanik und undurchdachter Konstruktion (wenn man das Fenster nach längerer Öffnungszeit schließen möchte und sich alle Insekten vor dem Fliegengitter versammelt haben, muss man erstmal dieses beiseite tun, die Insekten einlassen und kann dann den unsäglichen Bügel einklappen - sehr überlegt!) bieten ständigen Ärger!
Wir haben Erfahrungen mit LMC (4 Wochen), HOBBY Prestige (4 Jahre) und Airstream (2 Wochen), aber keiner hat so etwas Billiges und Nutzloses eingebaut. Der Hobby hatte z. B. eine smarte Kurbel, mit der sich die große Luke prima ohne Insekteneinlass bedienen ließ, warum nicht KABE?
A propos Minderwertigkeit: heute die große Dachluke geöffnet, und mal eben die Tür, um etwas hereinzuholen, da hat der Luftzug das zugezogene Fliegengitter beidseitig aus der Führung gezogen; auf den Bildern im Anhang sieht man deutlich die ausgefransten Seitenränder, völlig unversteift, und das bei einem höchstpreisigen Neufahrzeug - ich bin fassungslos! So kann man sein Image auch herunterwirtschaften: von wegen Wertigkeit und Sorgfältigkeit...wie kann man nur den Einbau solch billigen Mists verantworten? Ich hätte gern auch €200.-- mehr für eine vernünftige Dachluke mit Faltgittern (siehe HOBBY, etc.) ausgegeben.
Zu guter Letzt hat heute der Dunstabzugs-Ventilator über dem Ofen den Geist aufgegeben. Erst hörte es sich an, als ob etwas in den Ventilator gelangt sei, dann sank die Drehzahl ganz gequält bis zum Stillstand. Habe den Fettfilter abgenommen und in das Dunstabzugsrohr hindurch bis zum Dach geleuchtet: ein kleines Motörchen mit unverkleideter Regelelektronik ist ohne Fremdeinwirkung gestorben - und das beim zweiten Einsatz.
Wenn man ihn nach einiger Zeit wieder einschaltet quält er sich 2 min. bis s. o. eintritt.
Billiger geht's nun wirklich nicht (bei Conrad-Elektronik wären €12.-- dafür zu viel!).
Jetzt (02.06.2022) geht er gar nicht mehr und wurde reklamiert!
Weitere neue aufgefallene Mängel
Drei der Schubladen der Küchenzeile werfen auf der Bodenplatte flache Blasen, Es sieht wie ein Eindringen von Feuchtigkeit aus, nur, es gibt dort keine Feuchtigkeit. Vermutlich löst sich aufgrund von Qualitätsmangel die dünne Kunststoffschicht von der Pressholzkonstruktion. Werde ich weiter beobchten müssen
Die Zugstange (ab hinter dem Kupplungskopf) rostet saftig vor sich hin.
Lt. Händler ist dies unerheblich, da KABE diese ALKO-Version mit wohl einfachem, unbehandeltem Stahl verwendet. Sehr unschön und nicht Vertrauen erweckend.
Ich habe einen 14 Jahre alten ANSSEMS-Lastenanhänger, da rostet nichts.
Auch der HOBBY wies nach 4 Jahren Einsatz bei Wind und Wetter nirgendwo Rost auf (und wurde Händlerseits nie gewartet).
Ich trauere meinem Hobby hinterher, der anfänglich einige Qualitätsmängel hatte, diese aber umgehend durch Austauschteile und einer Entschädigungssumme ausgeglichen wurden.
Umso mehr, da ich die hochpreisige und anfällige Elektronik selbst im Hobby nachrüstete, ohne in die gewährleistete eigene Elektronik einzugreifen, nämlich durch Verbindung der autarken Stromversorgung durch Akku und Fotovoltaik über eine Steckbuchse an der Deichsel, wo der Stromstecker nur beim Stand umgesteckt werden musste.
Auch ein Abwassertank und Mover stellten keine großen Herausforderungen dar.
Nun warte ich darauf, was als nächstes im KABE verreckt - keine schöne Situation und das bei einem neuem, angeblichen Qualitätsfahrzeug nach knapp 6 Monaten Eigentum.
Der Händler ist durch totale Überlastung keine große Hilfe - Erklärungsfragen und (kostenpflichtige!) Umbauwünsche werden über Wochen ignoriert, man muss schon sehr hartnäckig sein. Die bezahlte elektrische Markise ist auch noch nicht eingebaut - Lieferschwierigkeiten...
Insgesamt würde ich mir nicht mehr einen KABE kaufen, sondern das Premiumsegment von Hobby bevorzugen. Das war ein durchdachtes, zuverlässiges und geschmackvoll gestaltetes Fahrzeug!