Fast 4.000 Kilometer bei Eis und Schnee

03 Mai 2022 13:40 #6160 von AnnWolf
Fast 4.000 Kilometer bei Eis und Schnee wurde erstellt von AnnWolf
Eine echte Wintertour zum schwedischen Polarkreis.
Januar / Februar 2022 in Schweden.


Teil 1


Der 3000-Seelen-Ort Jokkmokk auf 66° nördlicher Breite war das Ziel. Ursprünglich hatten wir geplant dort den Wintermarkt, den Jokkmokks Vintermarknad, zu besuchen. Er findet in der Regel ab dem ersten Dienstag im Februar statt. Es wäre der 417te gewesen. Doch kurz vor unserem Start wurde der "echte" Markt, wegen CORONA Bedingungen abgesagt. Wir beschlossen trotzdem zu fahren. Das für uns bisher größte Abenteuer konnte beginnen.

Auf einem Rastplatz, kurz vor Kiel, trafen wir uns mit unseren Freunden, Michael & Barbara. Zusammen wollten wir die weitere Reise unternehmen. In Ruhe bereiteten wir alles, für die vor uns liegende Fährfahrt, vor. Für 18:45 Uhr war die Abfahrt der Fähre in Kiel vorgesehen. Um 9:15 Uhr am nächsten Tag sollte die Ankunft in Göteborg erfolgen. Es durfte kein Gas auf den Decks verwendet werden. Strom stand auch nicht zur Verfügung. Für diese über 12-stündige Überfahrt lag unser Hauptaugenmerk auf die gekühlte, bzw. tiefgefrorene Ware. Wir packten unsere Tiefkühlkost noch zusätzlich in eine faltbare Kühltasche. Mit der Hoffnung, dass alles gut gehen würde, setzten wir die Fahrt fort. Um es schon einmal vorwegzunehmen,- es ist alles gut gegangen.
Pünktlich um 18:45 Uhr legte die Fähre ab. Langsam nahm sie Fahrt in Richtung Göteborg auf. Draußen war es bereits dunkel. Wir nahmen im Bordrestaurant Platz und genossen unser Abendessen.
Morgenfrüh werden wir in Göteborg sein. Und dann beginnt unsere Abenteuer erst richtig.
Genau nach Fahrplan legte unsere Fähre am nächsten Morgen um 9:15 Uhr am Kai von Göteborg an. Per Lautsprecherdurchsage wurden die verschiedenen Decks wieder freigegeben. Kaum waren wir an unserem Fahrzeug angekommen, öffneten wir die Gaszufuhr, starteten den Kühlschrank und die Heizung. Der Kühlschrank hatte seine Ware in den über 12 Stunden gut gekühlt gehalten. Auch das Gefriergut hatte alles gut überstanden. Wir waren zufrieden.
Unser heutiges Ziel war Hagfors, ca. 330 Kilometer von Göteborg entfernt. Bekannte von Michael & Barbara hatten uns zu sich nach Hause eingeladen.
Schnee war in der Region von Göteborg nicht vorhanden. Dafür waren die Straßen aber voller Splitt. Aber, je weiter wir Richtung Norden kamen, desto weißer wurde die Landschaft. Die Fahrt verlief ohne Probleme.
Am frühen Nachmittag erreichten wir den Hof in Hagfors. Die Freude war groß. Mit dem Gespann musste ein bisschen rangiert werden, bis alles richtig stand. Noch konnten wir den Mover benutzen. Es sollte das letzte Mal sein für diese Tour. Eis und Schnee verhinderten in der Folge die weitere Benutzung.
Wir haben alle zusammen noch lange an diesem Abend im Haus unserer Gastgeber zusammengesessen. Der Kamin erzeugte eine wunderbare Wärme. Da die Frau Schwedin ist,- und der Mann Deutscher ist, wurden die einzelnen Gespräche immer wieder in schwedisch, deutsch und englisch gehalten. Und wenn gar nichts mehr ging, kamen die Finger und Hände hinzu. Einfach wunderbar.
Ursprünglich war geplant, noch einen weiteren Tag bei unseren schwedischen Gastgebern zu bleiben. Doch wir entschieden uns anders. Die Reise sollte weitergehen. Unser heutiges Ziel war der Caravan Club Sollerö Camping am Siljansee in Dalarna. Die Strecke führte durch eine wunderschöne verschneite Landschaft.
Zwei Tage später setzten wir die Reise Richtung Norden fort. Der Östersunds Camping sollte das nächste Ziel sein. Auf den ersten Kilometern hatten unsere finnischen Winterreifen alle Hände voll zu tun. Es war teilweise pures Eis auf der Fahrbahn. Aber, sie erledigten ihren Job mit Bravour. Auf der E45 wurde es teilweise besser. Aber nur teilweise. Die verschneite Landschaft dagegen zauberte durch das wechselnde Licht ständig neue Eindrücke.
Heute auf der Fahrt haben wir zum ersten Mal die „Hinweisschilder“ der Samen gesehen. Es sind schwarze Mülltüten, aufgehängt an einem Stock, die darauf hinweisen, dass sich ihre Herden in unmittelbarer Nähe befinden. Die Tiere können jederzeit aus dem Wald auf die Straße laufen. Und wenn einem dann noch ein Auto entgegenkommt, das aufblinkt, stehen sie bereits kurze Zeit später auf der Straße.
Unser nächstes Ziel war der Storumans Camping in Storuman. Von dort aus sind es noch ca. 300 km bis zum Polarkreis. Die ganze Fahrt über schneite es immer mal wieder. Unsere vier Finnen (Winterreifen) hatten alle Hände voll zu tun. Aber sie erledigten ihren Job hervorragend. Immer wieder hatten wir mit purem Eis auf der Fahrbahn zu tun. Die entgegen kommenden LKWs hatten da keine Gnade mit uns. Der berüchtigte Snörök war uns sicher. Dabei handelt es sich um aufgewirbelten Pulverschnee, den wir so in unseren Breiten nicht kennen. Er ist so fein und dicht, dass für kurze Zeit die Sicht gleich Null ist. Man fährt für kurze Zeit absolut blind.

Lieben Gruß,
Anne & Wolfgang

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03 Mai 2022 13:46 #6161 von AnnWolf
Eine echte Wintertour zum schwedischen Polarkreis.
Januar / Februar 2022 in Schweden.


Teil 2


Am nächsten Tag machten wir uns wieder auf den Weg, Richtung Norden. Das Wetter sollte schön bleiben,- und wir beschlossen den Storforsen Camping anzufahren. Storforsen ist der Name großer Stromschnellen am Piteälven in der Provinz Norrbottens län in Nordschweden. Bei einer Fallhöhe von 60 Metern wälzen sich durchschnittlich 250 m³ Wasser pro Sekunde talwärts. Die Gesamtlänge der Stromschnellen von Anfang bis Ende beträgt 5 km, wobei sie dabei eine Höhendifferenz von 82 Meter überwinden. Während der Mittsommerwochen ist das Wasserniveau am höchsten, wobei dann ca. 870 m³ Wasser pro Sekunde ins Tal fließen. Der Storforsen ist noch nie vollständig zugefroren, auch nicht bei minus 40 Grad im Winter. Ein gewaltiges Naturschauspiel bot sich uns. Mit donnerndem Getöse stürzte das Wasser ins Tal. Einen Tag später setzten wir die Reise fort. Wir werden den schwedischen Polarkreis überfahren. Bis zu unserem Ziel, dem Arctic Camp in Jokkmokk sind es nur ca. 98 km zu fahren. Ein Klacks. Um 9:30 Uhr verließen wir den Storforsen Camping.
Kurz vor Jokkmokk war die E45 nur so übersät mit schwarzen Mülltüten am Wegesrand. Kurz nach einer Kurve kam uns dann auch das erste Fahrzeug mit aufblinkenden Scheinwerfern entgegen. Und dann war es da, das erste Rentier dieser Reise stand auf der Straße..
Nach ca. 2.300 Kilometern von unserem Ausgangspunkt entfernt, war es dann so weit. Um 11:30 Uhr erreichten wir den schwedischen Polarkreis auf 66° 33′ 55″ nördlicher Breite.
Wir parkten die beiden Gespanne direkt neben dem berühmten Schild. Die Freude war groß.


Und dann begann das bisher nördlichste KABE-Freunde Treffen auf 66° 35' 39'' nördlicher Breite auf dem Arctic Camp in Jokkmokk.
Susanne & Frank, sowie Jana & Tilo waren schon vor uns eingetroffen. Zusammen waren wir nun 3 Wohnwagengespanne und ein Wohnmobil.
Susanne & Frank - Anne & Wolfgang - Barbara & Michael - Jana & Tilo grüßen vom Polarkreis.

Wenn es so richtig kalt ist, schmeckt der Glühwein am besten.

Lieben Gruß,
Anne & Wolfgang

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03 Mai 2022 13:54 #6162 von AnnWolf
Eine echte Wintertour zum schwedischen Polarkreis.
Januar / Februar 2022 in Schweden.

Teil 3

Die nächsten Tage verbrachten wir mit verschiedenen Aktivitäten. Ursprünglich, wegen dem Wintermarkt, war es geplant noch länger in Jokkmokk zu bleiben.
Ein paar Tage später verließen wir den Arctic Camping. Heute ging die Reise weiter. Und leider Richtung Süden. Der Skellefteå Camping im gleichnamigen Ort ist unser Ziel. Der Platz, der eigentlich auf unserem Plan stand, hatte entgegen der Zusage nun doch geschlossen. Wir haben uns auf dieser Reise immer auf allen Plätzen einen Tag zuvor angemeldet. Damit wurden kleine Überraschungen vermieden. Die beiden VOLVO’s mussten dazu aus ihrem Winterschlaf geholt werden. Die elektrische Motorvorwärmung, in Verbindung mit der Standheizung, hat uns dabei nie im Stich gelassen. Auch nicht bei minus 26° C. Auf der Fahrt zu unserem Ziel trafen wir immer mal wieder auf kleine Rentierherden. Manchmal am Wegesrand, manchmal auf verschneiter Straße. Am frühen Nachmittag erreichten wir den Stellplatz in Örnsköldsvik. Bekannt ist die Stadt auch durch ihren Kurznamen Ö-vik. Sie liegt direkt am Bottnischen Meerbusen, der zu dieser Zeit vollkommen zugefroren war. In weiter Ferne konnten wir einen Eisbrecher erkennen. In Örnsköldsvik gibt es mehrere Skisprungschanzen. Am nächsten Tag wollten wir die Sprungschanzen besuchen. Die kurze Strecke vom Stellplatz bis oben auf den Parkplatz war schnell geschafft. Wir konnten einen herrlichen Blick in das Tal und dem zugefrorenen Bottnischen Meerbusen genießen. Mit Blick vom Wohnwagen auf den Bottnischen Meerbusen genossen wir unseren Abend, bevor es morgen wieder weitergeht.

Nach dem Frühstück bereiteten wir die Abfahrt vor. Der erste Stopp soll heute die Höga Kusten-Brücke sein. 1997 wurde sie eröffnet,- und ist das zweithöchste Bauwerk Schwedens. Am Nachmittag erreichten wir den Stenö Havsbad & Camping.
Die paar restlichen Tage verbrachten wir mit einem Stopp in Stockholm und in Linköping, bevor es am 14. Feb. hieß, endgültig Abschied zu nehmen von dieser grandiosen Tour. In Göteborg wartete bereits die Fähre auf uns.

Die gesamte Reise hatte eine Länge von 4.521 Kilometer. Davon sind wir fast 4.000 Kilometer bei Eis und Schnee gefahren. Und das bei Temperaturen von bis zu minus 26° C. Die Technik hat durchgehalten. Mit dem Gasvorrat sind wir sehr gut ausgekommen. Wir haben natürlich (fast) immer mit Strom geheizt. Uns hat es riesigen Spaß gemacht. Wir hatten nette Gespräche, mit anderen Campern, die genauso „verrückt“ waren wie wir, mit Campingplatzbetreibern, die sich riesig gefreut haben, dass wir es einfach gemacht haben. Leider war es uns nicht vergönnt Polarlichter zu sehen. Aber wie heißt es so schön?

Nach der Reise ist vor der Reise


Dies ist nur ein kleiner Bericht von der gesamten Reise.
Der gesamte Reisebericht ist hier nachzulesen.

Wir wünschen viel Spaß dabei.
Barbara & Michael sowie Anne & Wolfgang


ENDE

Lieben Gruß,
Anne & Wolfgang

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03 Mai 2022 21:33 #6165 von Sasie
Hallo ihr Abenteurer,

dankeschön für den tollen Bericht, macht neugierig auf eure ganze Reise!

Ich glaube sowas muss man einfach mal selber erleben. Steht auf jeden Fall auf unserer to do Liste…

Schönen Abend
Roger & Sandra

Liebe Grüße und allzeit gute Fahrt

Sandra & Roger
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08 Mai 2022 13:02 #6187 von Monty
Hallo Anne und Wolfgang,
hier noch mal eine Kurzantwort, die Erste ist nicht raus gegeangen.
Vielen Dank für den schönen Bericht und die stets schönen Fotos.
Da will man ja gleich aufbrechen.
Reichen tatsächlich die 3 kw der Alde bei den Temperaturen?
Weiterhin viel Spass.
Liebe Grüße
Wilfried

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09 Mai 2022 14:12 #6189 von AnnWolf
Hallo Wilfried.
Danke für das Lob.

Ja, die 3 Kw reichen, ABER nicht ausschließlich. Will heißen, wenn z. B. Morgens früh die Temperatur von der Nacht (18 Grad) wieder hoch gefahren wurde (auf 22 Grad), wurde das mit Unterstützung vom Gas durchgeführt. War dann die Temperatur erreicht, übernahm der Strom seinen Job. Das gleiche, wenn wir nach der Tour den nächsten Campingplatz erreicht hatten. Auch da hat dann das Gas mitgeholfen schnell wieder die 22 Grad zu erreichen.
Bei Ausflügen am Tag haben wir nie die Temperatur herunter geregelt. Das funktionierte alles mit Strom hervorragend.

Lieben Gruß,
Anne & Wolfgang

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