Samstag, 19. Mai
Heute Morgen wollen wir nach Inisheer. Die erste der drei Aran-Islands soll man nach ungefähr 60 Minuten bootsfahrt erreichen. Wir steuern den blauen Container von Kevin O´Brien an. Sein Boot ist größer und scheint, mit der heute etwas steiferen Brise, besser umgehen zu können. Schlecht wird mir trotzdem. Den Hunden wohl auch. Joe springt auf meinen Schoß obwohl er eigentlich nicht gerne kuschelt und Toni will unter Deck. Begleitet vom Lachen des Matrosen mit der schmuddeligen Jogginghose und den kaputten Turnschuhen, übergibt sich ein dunkelhäutiges, aber blasses Mädchen in eine Tüte. Toll… einfach nur den Horizont angucken! Der will aber nicht still halten.
Das Frühstück bleibt drin und nach einer Stunde Schiffschaukel betreten wir die Insel. Sofort wird man von Pferdekutschern angesprochen, die eine Fahrt um die Insel anbieten. Links vom Hafen liegt das Fußballstadion. Der FC Inisheer wird wohl ganz gut unterwegs sein. Jede Wette, dass die jedes Heimspiel gewinnen, wenn die Gäste mit dem gleichen Schiff kommen wie wir. Pferdekutsche? Nein, wir haben einen anderen Auftrag: ein Multi-Geocache soll uns zu den Sehenswürdigkeiten der Insel führen. Am ersten Wegpunkt, der Tower Ruine von O´Brien´s Castle (Verwandte von unserem Captain? Ich frag ihn nachher!) müssen wir die Anzahl der Eingänge zum Turm zählen. Wir genießen die Aussicht zum Hafen und zählen zwei Türen. Dann geht es weiter zum Friedhof. Der liegt mitten auf einer Düne. Inmitten der Gräber führt eine Steintreppe hinunter in ein rechteckiges Loch im Boden. Hier stehen die Überreste der Teampall Caomhán Church. Der Treibsand hatte die Kirche schon unter sich begraben bis man begann, die Überreste wieder auszugraben. Von der Hinweistafel brauchen wir zwei Jahreszahlen.
Weiter geht es am Flugplatz vorbei, wo wir die Zahl auf der Rollbahn ablesen müssen, zum Wrack des 1960 gestrandeten Frachters Plassey. Hier brauchen wir den Wortwert eines verblassten Graffitis. Jetzt noch zum Leuchtturm, wo wir die goldenen Zahlen auf dem Eingangstor notieren. So, jetzt haben wir alles beisammen. Die ermittelten Zahlen werden nun für die Berechnung der finalen Koordinaten verwendet. Oh, der Schatz liegt, laut unseren Berechnungen direkt an der Hafenmauer. Das klingt plausibel. Rechtzeitig, vor dem Ablegen unseres Bootes erreichen wir den Hafen und finden die, hinter einem losen Stein in der Mauer versteckte Dose. Schnell schreiben wir unseren Namen in das Logbuch und verstauen den Geocache wieder in seinem Versteck. So macht das Spaß!
Die Rückfahrt ist ruhig, wir grillen und dann geht´s zu O´Connor in den Pub. Yes!
Sonntag, 20. Mai
Ein Regentag! Wir besichtigen Galway, kaufen Lebensmittel und Mitbringsel für die Lieben daheim. Galway? Tja, ne Stadt eben. Was soll ich noch sagen?
Montag, 21. Mai
Heute soll es endlich zum Ring Of Kerry gehen. Ausgesucht haben wir uns den Caravan Park Mannix Point in Caherciveen. Das war die Empfehlung unserer Nachbarn in Doolin. Eine Tour von 230km. Auf dem Platz begrüßt uns Julian. Ein deutscher Student, der hier ein Auslandsjahr verbringt. Netter Typ. Wir sollen uns einen Platz aussuchen also begehen wir kurz das Gelände. Ziemlich nass, auf den geschotterten Wegen stehen Pfützen. Die Rasenflächen sind klatschnass und aufgeweicht. Die schönsten Plätze am Wasser sind alle reserviert. Umdrehen und woanders hinfahren? Wir gehen zurück zu Julian. „Reserviert? Welchen Platz wollt ihr denn haben?“ R20! „Klar, der ist doch für euch reserviert“ Wie gesagt: Netter Typ! Wir bleiben und stehen, ganz für uns allein, direkt am Meer.
Am Abend sind wir mit Bekannten verabredet, die zufällig zur gleichen Zeit ihren Urlaub in Irland, in der Nähe von Killarney verbringen. Wir essen im Quinlan & Cooke Seafoot Townhouse ein wirklich gutes Sirloin-Steak und gehen anschließend noch in Mike Murt´s Pub, einem Tipp von TripAdvisor. Im Kamin lodert ein Torffeuer, aus den Boxen erklingt Irish Folk, die Einheimischen zählen bei einer Pint Guinness ihre lokale Lotterie aus. Sehr gemütlich!
Dienstag, 22. Mai
Ring of Kerry! Die 179 km lange Panoramaküstenstraße im County Kerry im Südwesten Irlands. Busse und LKW dürfen die N70 wegen der Enge der Straßen nur gegen den Uhrzeigersinn befahren. Gut zu wissen! Das Wetter ist prima und die Videokamera in der Windschutzscheibe läuft ununterbrochen. Hinter jeder Kurve, hinter jeder Anhöhe ist der Ausblick noch spektakulärer. Unglaublich! Was soll ich beim Schneiden des Urlaubsvideos hier denn bloß rauslöschen? Erster Stopp: Derrynane Beach. Die Zufahrt ist kurvig und einspurig. Der Abstand zur Hecke links und rechts: keine 25 cm. Auf dem Schild steht Höchstgeschwindigkeit 80! Ich gebe Gas! Als ich bei 45 bin, treten mir Schweißperlen auf die Stirn. Den will ich sehen, der hier schneller als 80 fährt. Derrynane House und Garten sparen wir uns. Überlaufen und teuer. Aber der Strand ist traumhaft. Hunde erlaubt! Unglaublich! Joe und Toni toben sich aus.
Weiter geht´s über die enge Straße. In Sneem gibt es Softeis für Frauchen und eine neue SD-Karte für die Kamera. In Kenmare verlässt der Ring die Bay und wir fahren ins Landesinnere über Molly´s Gap Richtung Killarney. Nächster Halt: Ladies View. Ein Parkplatz mit fantastischer Aussicht in den Killarney National Park. Mit Mühe ergattern wir einen Parkplatz. Touristen aus drei Reisebussen sind schon da und lauschen der Musik der Straßenmusikanten oder streicheln die Lämmer und Hundewelpen, die ein Bauer hier gegen Geld fotografieren lässt. Unglaublich! Natürlich finden auch Toni und Joe wieder reges Interesse. „Sure, you can take a photo. No, keep your money, it´s free!“ Uns fehlt einfach der Geschäftssinn.
Am Ross Castle lassen wir noch einmal die Hunde raus, bevor wir in Killarney einen kurzen Stadtbummel machen und einen Burger essen. Dieses Städtchen können wir wirklich empfehlen. Hier kommen wir noch mal wieder hin! Auch, wenn die Verkehrsführung im Zentrum etwas anstrengend ist. Und nach 120 Kilometern auf dem Ring of Kerry sowieso. Am Kreisverkehr, an der St. Mary´s Church biege ich rechts ab! Der Land Rover, der mir entgegen kommt macht eine Vollbremsung. Uuups, Rückwärtsgang, sorry… Der rothaarige Fahrer lächelt und zuckt mit den Schultern. Was wahrscheinlich so viel heißen sollte wie „kann passieren“. Unglaublich! Auf dem europäischen Festland hätte ich dafür mindesten einen Stinkefinger und ein Hubkonzert bekommen. (In Antwerpen wahrscheinlich mehr!) Aber nicht hier in Irland. Wie an der Supermarktkasse oder an der Bushaltestelle läuft alles schön gesittet, nach der Reihe ab. So defensive und zuvorkommende Autofahrer findet man nur auf den britischen Inseln. Alles völlig entspannt. Da ist auch der Linksverkehr überhaupt kein Problem.
Weiter geht es nun westlich Richtung Atlantik wieder auf die N70. Den Sonnenuntergang genießen wir am Rossbeigh Beach bei Glenbeigh. Der 250m breite Sandstrand ragt hier 3,5 Km in den Atlantik. Wirklich schön! Als wir unseren Wohnwagen in Caherciveen erreichen ist es längst dunkel.
Mittwoch, 23. Mai
Vom Stellplatz unseres Platzes schauen wir, über das Meer direkt auf die Insel Valentia. Die soll heute unser Ziel sein. Wir nehmen die Fähre nach Knightstown, einem schnuckeligen Ort, in dem 1857 das erste transatlantische Telefonkabel nach Amerika gelegt wurde. Von da fahren wir über einspurige Straßen, ziemlich abenteuerlich zum Valentia Lighthouse. Die Küste ist hier unbeschreiblich. (langsam gehen mir die Superlative aus!) Wir parken am Straßenrand und laufen mit den Hunden über die flach ins Wasser führenden Klippen zum Meer.
Weiter nördlich bezahlen wir 5.-€ um mit dem Auto auf den Parkplatz zum Geokaun Mountain zu kommen. Vom höchsten Punkt der Insel kann man wieder auf die beeindruckende Brandung an den Klippen schauen. Danach geht es weiter an der Küste entlang zu einem Geocache, der „Atlantic Whirlpool“ heißt. Ca. 2 Kilometer davon entfernt, geht es nur noch zu Fuß weiter. Schilder warnen davor, die Klippen bei schlechtem Wetter zu betreten. Das Wetter ist aber bestens und so nähern wir uns über Steinmauern und Zäune hinweg den Koordinaten des Caches. Am Ziel werden wir dann einerseits durch das Finden des Geocaches, als auch durch eine fantastische Aussicht auf den tosenden Atlantik belohnt. Und wieder einmal sind wir an einem Ort, den wir ohne Geocaching niemals entdeckt hätten.
Ganz im Westen von Valentia wandern wir dann am späten Nachmittag noch zum Bray Head Watchtower. Von hier schaut man auf die Skellig Inseln. Die Inseln beherbergen eines der bekanntesten und ältesten Klöster Irlands und eine der größten Basstölpelkolonien der Welt. Außerdem ist der Papageientaucher hier beheimatet. Noch bekannter wurden die Inseln aber, seitdem die Macher von Star Wars das Finale der Episode 7 auf die Skellig Michael verlegten. Es gibt in ganz Kerry keinen Souvenirladen, keinen Kiosk, der nicht irgendwelche Merchandise-Produkte von Star Wars anbietet. Am kitschigsten ist das T-Shirt! Vorne steht „Skellig Wars“ und darüber hocken drei gezeichnete Papageientaucher. Einer trägt den Helm von Darth Vader.
Den Abend verbringen wir mit Nachbarn auf dem Campingplatz, bis die Mücken uns in unseren Wohnwagen treiben.
Donnerstag, 24. Mai
Den Morgen verbringen wir beim Arzt. Frauchen hat eine heftige allergische Reaktion auf die Mückenstiche, die mit Medikamenten behandelt werden.
Nachmittags befahren wir die westliche Verlängerung des Ring of Kerry, dem Skellig Ring. Diese Küstenroute ist schlicht einzigartig. Landschaftlich ist die Gegend kaum zu überbieten. Die Route führt um eine unberührte Halbinsel und durch idyllische Städte. Um jede Ecke erwarten uns traumhafte Aussichten auf Berge und Inseln und malerische Strände. Einige Multis (Geocaches mit mehreren Wegpunkten) führen uns, auf noch engeren Straßen zu noch tolleren Viewpoints. Eine Dose liegt direkt auf dem Friedhof der Ballinskelligs Abbey, eine andere an einer der frühesten christlichen Besiedlungen, der Kildreelig Early Christian Site.